Bei Patienten mit chronischer KHK und stabiler AP sind Begleiterkrankungen gemäß der Nationalen VersorgungsLeitlinie Chronische KHK ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl der antianginösen Dauertherapie. Dabei wird nicht mehr zwischen Antianginosa der ersten und zweiten Wahl unterschieden [1].

Eine chronische koronare Herzkrankheit (KHK) geht mit einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko einher. Das häufigste klinische Symptom der KHK ist die Angina pectoris (AP), wobei die „typische Angina“ durch das Vorliegen aller drei folgenden Kriterien charakterisiert wird:

  • retrosternale Symptomatik von kurzer Dauer,
  • Auslösung durch körperliche oder psychische Belastung,
  • Rückgang der Symptome nach kurzer Ruhepause oder der Gabe einer Akutmedikation (Nitrospray) [1]

Abhängig von Häufigkeit und Intensität der AP-Beschwerden ist die Lebensqualität der Betroffenen häufig vermindert [1]. Schon der Weg zum Einkaufen oder die Treppe zur Wohnung oder in die Arztpraxis kann eine schmerzhafte AP-Attacke auslösen.

Patientenorientierter Behandlungsansatz

In der antianginösen Behandlung nimmt die symptomatische medikamentöse Dauertherapie einen wichtigen Stellenwert ein. Mittlerweile gibt es verschiedene Ansätze, die sich hinsichtlich ihres Wirkmechanismus und Verträglichkeitsprofils unterscheiden [2]. Diesen Ansätzen steht ein Patientenkollektiv gegenüber, das bezüglich der KHK-Pathophysiologie und -Symptomatik, aber auch in den Komorbiditäten sehr heterogen ist [2]. Bei der Auswahl der geeigneten antianginösen Dauermedikation empfiehlt die aktuelle Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK von 2019 die Therapie an den Komorbiditäten des Patienten und den möglichen unerwünschten Wirkungen zu orientieren [1]. Es wird nicht mehr zwischen Mitteln der ersten und zweiten Wahl zur symptomatischen Dauertherapie unterschieden, da es nach Einschätzung der Leitlinienautoren derzeit keinen Nachweis der Über- oder Unterlegenheit einer bestimmten antianginösen Therapie hinsichtlich ihrer symptomatischen Wirkung gibt. Vielmehr stehen Betablocker, Calciumantagonisten, langwirksame Nitrate, Ranolazin und Ivabradin gleichwertig nebeneinander [1].

Ranolazin bei verschiedenen Komorbiditäten einsetzbar

Ranolazin (Ranexa®) zählt zu den modernen Antianginosa und ist indiziert als Ergänzungstherapie zur symptomatischen Behandlung erwachsener Patienten mit stabiler AP, die unzureichend behandelt sind oder antianginöse Mittel wie z.B. Betablocker und/oder Calciumantagonisten nicht tolerieren [3]. Verschiedene Eigenschaften von Ranolazin kommen bei einigen der relevanten Komorbiditäten der KHK besonders zum Tragen. Eine dieser relevanten Komorbiditäten ist der Diabetes mellitus Typ 2. In einer prospektiven Registerstudie, die 13.619 Patienten mit stabiler AP einschloss, waren 39% (n = 5.308) zudem an Diabetes mellitus erkrankt [4]. Ranolazin hat bislang als einziges Antianginosum auch bei Typ-2-Diabetikern gezeigt, dass es sich positiv auf Endpunkte wie die Anginafrequenz und die Belastungsdauer auswirkt, ohne glykometabolische Parameter negativ zu beeinflussen [5]*. Durch sein hämodynamisch neutrales Profil eignet sich Ranolazin zudem besonders als Ergänzungstherapie bei Patienten mit stabiler Angina pectoris mit begleitender Bradykardie oder Hypotonie [2], d.h. Ranolazin hat keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Herzfrequenz oder den Blutdruck.

Fazit für die Praxis

Für die symptomatische Dauertherapie der stabilen AP sollten sowohl die Komorbiditäten des Patienten, mögliche unerwünschte Wirkungen, als auch die Präferenz des Patienten bei der Auswahl der antianginösen Medikation berücksichtigt werden [1, 6].Bei diesem patientenindividuellen Behandlungsansatz kommt einem modernen antianginösen Medikament wie Ranolazin (Ranexa®) eine wichtige Rolle zu. Es wird von den relevanten Leitlinien zur symptomatischen Therapie der stabilen AP empfohlen [1,6]. In Deutschland ist es das einzige verfügbare Antianginosum mit primären Studiendaten zu chronischer KHK und Begleiterkrankung Diabetes mellitus Typ 2 [5,7].

* Ranolazin kann die Plasmaspiegel von Metformin erhöhen und ggf. ist eine Dosisanpassung des oralen Antidiabetikums erforderlich (s. Fachinformation).

Literatur

[1] Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK – Langfassung, 5. Auflage. Version 1. 2019
[2] Ferrari R et al. Nat. Rev Cardiol 2018; 15:120-132
[3] Fachinformation Ranexa®
[4] Eisen A et al. J Am Heart Assoc 2016; 5:e004080
[5] Timmis AD et al. Eur Heart J 2006; 27:42-48
[6] Knuuti J et al. Eur Heart J 2019; 00:1-71
[7] Lauertaxe (Stand: 01.11.2020)

(https://www.springermedizin.de/chronische-khk-patientenindividuell-behandeln/18122136)