Bild zu Diagnostik und Therapie der Osteoporose - Leitlinien Patienten-orientiert umsetzen

Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung, die durch unzureichende Knochenfestigkeit charakterisiert ist und ein erhöhtes Frakturrisiko zur Folge hat. Haben sich bereits Frakturen ereignet, spricht man von manifester Osteoporose. Ein zentraler Parameter, der maßgeblich ist für die Risikokalkulation bzw. die Therapieentscheidung ist die Knochendichte. Allerdings darf dieser Wert nie isoliert betrachtet werden, ohne weitere Kriterien wie Alter, Familienanamnese und bestimmte Risikofaktoren zu berücksichtigen. Der folgende Beitrag stützt sich auf die aktuellen DVO-Leitlinien, geht dabei jedoch auch auf individuelle, praxisrelevante Fragen ein, die den Hausarzt in seiner täglichen Arbeit unterstützen sollen.

Fall-Beispiel 1:

Eine schlanke 62-jährige Frau kommt in die Praxis, die Mutter hat Osteoporose, die Patientin selbst hat früher geraucht, es gibt keine Fraktur in der Anamnese.
Die Patientin möchte wissen, was sie zur Osteoporose-Prävention unternehmen sollte.

Um diese Frage angemessen zu beantworten, und die Patientin richtig zu beraten, wären folgende Fragen sinnvoll:

  • Haben Sie – oder hatten Sie früher – Untergewicht (BMI < 20 oder einfacher: < 57 kg)? ( Bei keiner Angabe indirekter Hinweis auf Ess-Störung, z. B. bei Z. n. mehrjähriger Amenorrhoe im jungen Erwachsenenalter)
  • Haben Sie über längere Zeiträume, d. h. für mehr als drei Monate, orale Glukokortikoide eingenommen (> 7,5 mg Prednisolon-Äquivalent), z. B. bei Asthma oder Rheumatoider Arthritis?
  • Neigen Sie zu Stürzen, rauchen Sie oder ist ein Typ-1-Diabetes bekannt?
  • Hatten Sie Darmoperationen oder langjährige medikamentöse Therapien mit Antiepileptika, Glitazonen o. Ä.?
  • Hatte die Mutter (oder der Vater) eine Schenkelhalsfraktur?

 

Indikationen zur Basisdiagnostik

Die erste Frage zielt auf möglicherweise unzureichenden Knochenaufbau in der Jugend. Jeder einzelne der anderen aufgeführten Faktoren ist für Frauen über 60 Jahre (und Männer über 70 Jahre) mit einem 10-Jahres-Frakturrisiko von über 20 % verbunden. Nach den Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (DVO) ergibt sich daraus die Indikation für eine Basisdiagnostik. Das jährliche bevölkerungsweite Wirbelkörperfrakturrisiko im Alter zwischen 55 und 65 Jahren beträgt 7,8/1 000 Personenjahre (0,8 %). Ein jährliches Wirbelfrakturrisiko von 2 % erscheint – obwohl 2,5-fach gegenüber der Normalbevölkerung erhöht – zunächst undramatisch. Bedenkt man jedoch, dass jede Wirbelkörperfraktur (auch asymptomatische, radiologisch zufällig entdeckte) das Risiko für weitere klinische Frakturen um das Siebenfache erhöht, stellt sich das Szenario anders dar (vgl. Risikopyramide Abb. 1) und Prävention wäre wünschenswert.

Nach einer Schenkelhalsfraktur liegt die Mortalität im ersten postoperativen Jahr bei 20 %, die Pflegebedürftigkeit bei 20 % und die Hilfsbedürftigkeit bei 50 %, wenn man Dinge wie Verlust der Selbstständigkeit beim Einkaufen oder die Aufgabe der bis dahin bewohnten Wohnung mitzählt.

Basisdiagnostik und umsetzbare Therapie

Die Mehrzahl der Studien zu Osteoporose wurde naturgemäß an älteren Menschen durchgeführt, das spiegelt sich auch in den DVO-Leitlinien. So ist nach ihnen bei Frauen über 70 und bei Männern über 80 Jahre generell die Indikation zur Basisdiagnostik gegeben, jeweils mit dem Zusatz „sofern damit verbundene therapeutische Maßnahmen umgesetzt werden können“.

Dieser Zusatz führt in der Praxis gelegentlich zu der Annahme, eine Basisdiagnostik (bestehend aus Anamnese, klinischem Befund, Knochendichtemessung, ggf. (bei klinischem Hinweis) Röntgen der BWS/LWS und Osteoporose-Labor) sei nur sinnvoll, wenn eine spezifische, über Vitamin D und Kalzium hinausgehende Therapie als Folge der Diagnostik absehbar oder wahrscheinlich ist. Warum dem nicht so ist, sollen die folgenden Abschnitte erklären.

Knochendichtemessung

Nach der neuen Definition des NIH Consensus Development Panel on Osteoporosis 2001 ist Osteoporose eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine unzureichende Knochenfestigkeit charakterisiert ist, welche zu einem erhöhten Frakturrisiko prädisponiert. Die Knochenfestigkeit spiegelt dabei primär das Zusammenwirken von Knochendichte und Knochenqualität wider. Sind bereits eine oder mehrere Frakturen als Folge der Osteoporose aufgetreten, spricht man von einer manifesten Osteoporose. Spätestens dann sollte eine Basisdiagnostik stattfinden.

Nur 44 % der nicht-vertebralen Frakturen postmenopausal ereignen sich bei osteoporotischen Knochendichtewerten. Daher verdient u. U. auch eine messtechnische Osteopenie Beachtung, besonders wenn die Werte bereits einer Osteoporose näher kommen oder eine Verschlechterung im Verlauf zu beobachten ist. Als Konsequenz einer Knochendichtemessung, auch wenn diese keine messtechnische Osteoporose zeigt, ist zudem eine deutlich stärkere Selbstmotivation für gesundheitsbewusstes Verhalten und eine bessere Compliance mit Kalzium und Vitamin-D-Therapie zu beobachten. Daher ist eine Knochendichtemessung nicht nur unter dem Aspekt der eventuellen Bisphosphonat-Therapie (um nur eine häufige der vielen Substanzklassen zu nennen) sinnvoll.

Kostenübernahme

Die Untersuchungskosten (ca. 50 – 60 €) einer Knochendichtemessung werden für Allgemein-Versicherte derzeit nur übernommen, wenn bereits eine Fraktur vorliegt. Eine Entscheidung des Bundes-ausschusses über eine Änderung dieser Regelung steht aus. In anderen europäischen Ländern (z. B. Italien) wird eine Knochendichtemessung ab dem Alter von 65 Jahren übernommen, auch wenn keine Fraktur vorliegt.

Schwächen der Knochendichtemessung

Die in der BRD gültigen Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (DVO) zur Therapie stützen sich derzeit allein auf die DXA-Messung, da diese weltweit flächendeckend am meisten verbreitet ist – daher auch Basis der WHO-Definition von 1994 war – und fast alle großen Therapiestudien mit DXA durchgeführt wurden. Zu beachten sind drei Einschränkungen der diagnostischen Aussage einer DXA-Messung:

  1. Bei sehr zierlichen Frauen wird die Knochendichte unterschätzt.
  2. Bei adipösen Frauen wird die Knochendichte überschätzt.
  3. Stärkere degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können dazu führen, dass die Knochendichte „falsch hoch“ gemessen wird.

 

Unter anderem wegen Punkt 3 treten 40 % aller peripheren osteoporotischen Frakturen schon unterhalb der „Osteoporose“-Grenze eines T-Wertes von unter -2,5 auf. Umgekehrt ist altersabhängig nicht jeder so erniedrigte T-Wert gleich behandlungsbedürftig. Da das Frakturrisiko sich bei gleicher Knochendichte mit jedem Jahrzehnt verdoppelt, ist die Therapieschwelle der Leitlinien bei über 70-jährigen Frauen vergleichsweise niedrig (schon bei T-Werten unter -2,0), bei unter 60-jährigen relativ hoch (erst ab T-Werten von -3,5 ohne besondere Risikofaktoren).

Basistherapie

Vitamin D und Kalzium sind neben mäßig statisch belastender körperlicher Bewegung (Spazierengehen, Wandern, Tanzen) die Säulen der Osteoporose-Basistherapie. Damit Kalzium besser in den Körper aufgenommen und optimal verwertet werden kann, muss die Versorgung mit Vitamin D ausreichend sein. Vitamin D wird mit Hilfe des Sonnenlichtes in der Haut gebildet. Diese Fähigkeit nimmt jedoch im Alter ab und ist oft nicht mehr ausreichend. So sollte man bei Mangel die fehlende Vitamin-D-Menge durch die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ersetzen. In der Regel ist „normales“ Vitamin D (Colecalciferol) ausreichend, jedoch kann z. B. bei Leber- oder Nierenerkrankungen die Einnahme von aktiviertem Vitamin D (Calcitriol, Alfacalcidol) sinnvoll sein. Zur Basistherapie werden je nach Bedarf 800 – 2 000 I.E/Tag eingesetzt. Vitamin D (Colecalciferol) ab einer Tagesdosis von mehr als 1 000 I.E. ist verschreibungspflichtig. Neben Tabletten und Brausetabletten gibt es Vitamin D auch in Tropfenform.

Eine Konzentration von weniger als 30 ng/ml wurde derzeit als neue Untergrenze für den Normalbereich von Vitamin D im Serum propagiert, da niedrigere Serumspiegel zu einer Aktivierung von Parathormon und dadurch zu einer erhöhten Knochenresorption führen. Während niedrige Standard-Dosierungen von Vitamin D (bis zu 400 I.E.) nicht rezeptpflichtig sind, reichen diese zur Vitamin-D-Substitution bei starkem Vitamin-D-Mangel häufig nicht aus. Hier sind 1 000 I.E. Vitamin D oder gelegentlich sogar höhere Dosierungen erforderlich, um eine ausreichende Kalziumaufnahme aus dem Darm zu gewährleisten.

Kalzium wird in den Knochen eingebaut und ist für die Stabilität des Knochens mitverantwortlich. Der Kalziumbedarf wird oft über die Nahrung nicht ausreichend gedeckt (z. B. bei Lactose-Intoleranz, einheimischer Sprue etc.). Es wird daher empfohlen, die Unterversorgung durch Kalziumpräparate auszugleichen.

Die Dosierungen für die Kalzium-Supplementation werden nach der – auch bei Patienten durch Zeitungsartikel bekannten – Metaanalyse zu vermehrtem Auftreten kardialer Probleme unter hochdosierter Kalziumgabe heute zurückhaltender beurteilt. Viele Experten halten in den meisten Fällen Dosierungen um 500 bis 600 mg täglich für ausreichend. Dies kommt Patienten entgegen, die wegen Magenunverträglichkeit die üblichen Brause-Kombinationspräparate für Kalzium und Vitamin D nicht vertragen. Da Kautabletten und Retard-Filmtabletten nur in den niedrigeren Dosierungen erhältlich sind, reicht nun häufig eine solche Tablette täglich.

Alle Kalziumpräparate (Brause-, Kau-oder Filmtabletten) sollen vor oder zum Essen eingenommen werden. Eine gleichzeitige Einnahme mit Eisen, Magnesium und Phosphat (z. B. in Cola, Kaffee) ist zu vermeiden, da diese die Aufnahme von Kalzium verringern.

Sturzprophylaxe

Eine Sturzneigung besteht nach den Leitlinien bei mehr als zwei Stürzen im halben Jahr. Muskuläres Training fördert nicht nur die Koordinationsfähigkeit, sondern aktiviert über mechanische Beanspruchung auch Mechanorezeptoren im Knochen, die den Knochenaufbau fördern. Um das Risiko für Stürze (Abb. 2) zu vermindern, sollten Stolperfallen in der Wohnung (rutschende Teppiche, umherliegende Kabel, Türschwellen) beseitigt werden.

Medikamente, die zu Schwindel oder Kreislaufstörungen führen können, sollten überprüft und wenn möglich vermieden werden, zudem sollte die Sehkraft regelmäßig überprüft werden, um unsicheres Gehen zu vermeiden. Hüftprotektoren können für besonders untergewichtige Personen ein Schutzpolster im Falle eines Sturzes sein.

Spezifische Therapie

Die Indikation für eine über Kalzium und Vitamin D hinausgehende und diese dann ergänzende (nicht ersetzende!), spezifische Therapie gegen Osteoporose ist gegeben bei manifester Osteoporose (mit Wirbelkörperfraktur oder anderer niedrigtraumatischer/osteoporotischer Fraktur) und T-Werten < -2 SD (CAVE: falsch hohe Knochendichtewerte z. B. nach Kompressionsfraktur) oder bei hohem Frakturrisiko (> 30 %/10 J). Wie dieses Frakturrisiko ermittelt wird, zeigt Abb. 3. Wichtig ist der persönliche Ermessensspielraum, der eine Abweichung um eine Zeile erlaubt – z. B. aufgrund von in den Leitlinien nicht genannten Risikofaktoren wie osteoporotische Wirbelkörperfrakturen der Eltern.

Als übliche Behandlungsdauer werden dre bis fünf Jahre angesehen. Angesichts der rasanten Entwicklung neuer Substanzen ist eine Reevaluation der Therapie hinsichtlich Therapieerfolg nach fünf Jahren sinnvoll. Mit der spezifischen Therapie wird eine durchschnittliche Fraktursenkung um 30 bis 40 % erreicht.

Zurück zum Fall

Bezieht man das bisher Gesagte auf das eingangs geschilderte Fallbeispiel, so ergibt sich als Therapie-Empfehlung für die 62-jährige Patientin mit T-Wert -2,5 ohne besondere Zusatzrisiken der Rat zur Einnahme von Vitamin D und Kalzium, aber (noch) keiner spezifischen medikamentösen Therapie. Bei zwei Zusatzrisiken (vgl. Abb. 3) hingegen sollten Vitamin D, Kalzium und eine spezifische medikamentöse Therapie empfohlen werden.

Östrogene und Gestagene

Bis zur Jahrtausendwende war Hormontherapie nicht nur zur Prävention, sondern auch zur Therapie der Osteoporose weit verbreitet. Die Leitlinien der DVO nennen Östrogene als Osteoporose-Therapie, wenn Kontraindikationen gegen andere Therapeutika vorliegen, oder bei gleichzeitigen starken klimakterischen Beschwerden.

Nimmt eine Patientin wegen klimakterischer Beschwerden Hormon ein, so ist eine weitere spezifische Osteoporose-Therapie nicht erforderlich. Nebenwirkungen sind uterine Blutungen und ein jeweils gering erhöhtes Thromboserisiko, Brustkrebsrisiko und – bei Hypertonikerinnen – Schlaganfallrisiko. Das kardiale Risiko ist bei Frauen bis 60 Jahre nicht vermehrt, wohl aber bei über 70-Jährigen.

Spezielle Osteoporose-Medikamente

Ziel der spezifischen Osteoporosetherapie ist es, Knochenbrüche zu vermeiden, indem der Knochenaufbau gefördert (osteoanabole Wirkung) und der Knochenabbau verringert bzw. verzögert wird (antiresorptive Wirkung).

Nachfolgende Arzneimittel werden zur spezifischen Therapie der Osteoporose eingesetzt, da sie durch unterschiedliche Wirkmechanismen den Knochenaufbau fördern und/oder den Knochenabbau hemmen.

Orale Bisphosphonate

Als nicht täglich einzunehmende Bisphosphonate in Tablettenform stehen zur Verfügung:

  • Alendronat (z. B. Fosamax®) 1x/Woche
  • Risedronat (z. B. Actonel®) 1x/Woche
  • Ibandronat (z. B. Bonviva® 150 mg) 1x/Monat

 

Ältere Präparate mit niedrigeren Dosierungen zur täglichen Einnahme sind ebenfalls noch zugelassen, spielen aber zahlenmäßig in der Verordnung nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Alendronat, Ibandronat oder Risedronat werden als Tabletten unzerkaut mit einem Glas Leitungswasser morgens auf nüchternen Magen im Sitzen oder Stehen eingenommen.

Um Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut und der Speiseröhre zu vermeiden, sollte man sich eine Stunde nach der Einnahme nicht hinlegen. Bisphosphonate sollten mit ein bis zwei Stunden Abstand zu Mahlzeiten und Kalzium eingenommen werden, da sonst deren Aufnahme vermindert wird.

  • Dosierung Alendronat: 1 x täglich 10 mg oder 1 x wöchentlich 70 mg
  • Dosierung Ibandronat: 1 x monatlich 150 mg, vor der Einnahme soll eine nächtliche Nüchternperiode von mind. 6 Stunden eingehalten werden
  • Dosierung Risedronat: 1 x täglich 5 mg oder 1 x wöchentlich 35 mg

 

Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerz, Knochen- und Muskelschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden.

Bisphosphonate als Infusion oder Fertigspritze:

  • Zoledronat (Aclasta® 5mg), 1x/Jahr
  • Ibandronat (Bonviva® 3 mg) 1x/3 Monate

 

Zoledronat wird als Infusion einmal jährlich verabreicht. Ibandronat 3 mg liegt in einer Fertigspritze vor und wird alle drei Monate intravenös injiziert. Vor der Gabe sollte der Kalziumspiegel im Blut bekannt sein.

Zusätzlich soll bei beiden Arzneimitteln auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D geachtet werden. Als Nebenwirkungen können Kopfschmerz, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden oder grippeähnliche Symptome auftreten. Die Nebenwirkungen sind geringer bei Patienten, die bereits mit Bisphosphonaten vortherapiert waren. Auch die Infusionsgeschwindigkeit beeinflusst die Nebenwirkung – nach langsamer Infusion werden weniger Beschwerden berichtet. Für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion müssen Mindestgrenzen der Glomerulären Filtrationsrate (GFR > 60 bzw. > 30) beachtet werden.

Raloxifen (Evista®)

Raloxifen kann zur Osteoporosetherapie bei Frauen nach den Wechseljahren eingesetzt werden. Die Substanz gehört zur Klasse der Selektiven Estrogen Rezeptor Modulatoren (SERMs) und hat teilweise Östrogen-agonistische Wirkungen, an Brust und Endometrium wirkt sie Östrogen-antagonistisch. Die Einnahme der Tablette erfolgt einmal täglich. Nebenwirkungen können sein: Hitzewallungen, grippeähnliche Symptome oder Wadenkrämpfe. Eine relative Kontraindikation besteht bei Z. n. Thrombose.

Strontiumranelat (Protelos® Granulat)

Die Einnahme des Wirkstoffs erfolgt einmal täglich als Granulat, welches zuvor in einem Glas Wasser aufgelöst wird. Dabei sollte die Einnahme vor dem Schlafengehen mit einem Mindestabstand von 2 Stunden zur Nahrungsaufnahme erfolgen, da Nahrung die Aufnahme von Strontiumranelat im Körper verschlechtert. Als Nebenwirkungen können Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und Ekzeme auftreten.

Denosumab (Prolia®)

Denosumab ist ein Antikörper gegen RANK-Ligand, einen knochenabbaufördernden Botenstoff aus der Tumor-Nekrose-Faktor-ß-Superfamilie, und wird bei Frauen mit Osteoporose nach den Wechseljahren angewendet, die ein erhöhtes Frakturrisiko haben. Auch zur Behandlung von Osteoporose bei Männern, die aufgrund einer Prostatakrebs-Erkrankung antihormonell behandelt werden, ist die Immuntherapie zugelassen. Denosumab wird zweimal jährlich subkutan (in den Oberschenkel, die Rückseite des Armes oder in die Bauchregion) gespritzt. Als Nebenwirkungen können Harnwegsinfekte, Infekte der oberen Atemwege, Verstopfung oder Hautausschläge auftreten.

Calcitonin

Calcitonin ist ein natürliches, in der Schilddrüse produziertes Hormon. Calcitonin kann die osteoporosebedingten Schmerzen lindern. Es kann subkutan oder intramuskulär gespritzt (z. B. als Calcitonin®) oder auch als Nasenspray (Karil® Nasenspray) verabreicht werden. Bei der Gabe von Calcitonin kann es vorübergehend zu Schwindel kommen, der Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich macht. Selten können vorübergehend Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Als unerwünschte Wirkungen sind Kopfschmerz, Durchfall, Müdigkeit oder Störungen in der Geschmacksempfindung möglich.

Parathormon 1-84 (Preotact®)

Dies war das erste rekombinante, natur­identische Parathyroidhormon (Parat­hormon/PTH 1-84) zur Behandlung von Osteoporosepatientinnen mit hohem Frakturrisiko. Es wird täglich subkutan injiziert. Als Nebenwirkungen treten Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel und Hyperkalzämien auf, weshalb die Serum-Kalzium-Konzentration überwacht werden muss.

Teriparatid (Forsteo®-Zylinderampullen)

Als Abkömmling des körpereigenen Parathormons wird Teriparatid (PTH1-34) eingesetzt, um osteoanabol eine Vermehrung von Knochensubstanz und Wiederherstellung verloren gegangener Mikrostrukturen des Knochens zu erreichen. Der Einsatz erfolgt nur bei schwerer manifester Osteoporose. Dosierung: 1 x täglich in den Oberschenkel oder in den Unterleib spritzen, maximale Therapiedauer 18 Monate. Als mögliche unerwünschte Wirkungen sind Gliederschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen zu nennen.▪

Literatur
1. http://www.dv-osteologie.org/ Homepage des Dachverbands derdeutschsprachigne osteologischen Gesellschaften. Osteoporose-Leitlinien in Kurz-, Lang- und Kitteltaschen-Fassung.
2. Bischoff-Ferrari H: Vitamin D: what is an adequate vitamin D level and how much supplementation is necessary? Best Pract Res Clin Rheumatol. 2009 Dec;23(6):789-95
3. Black DM, Steinbuch M, Palermo L, Dargent-Molina P, Lindsay R, Hoseyni MS, Johnell O.:An assessment tool for predicting fracture risk in postmenopausal women. Osteoporos Int. 2001;12(7):519-28.
4. Ding JH, Sheckter CB, Drinkwater BL, Soules MR, Bremner WJ. High serum cortisol levels in exercise-associated amenorrhea. Ann Intern Med. 1988 Apr;108(4):530-4.
5. Fillenberg S, Haseitl M, Rattenhuber J, Müller D, Kiechle M, Seifert-Klauss V.
6. Trabecular bone loss and incidence of fractures in pre-, peri-, and postmenopausal women – a prospective study over 9 years. Osteoporos Int (2010): 21:[Suppl1]S25-S388
7. Reid IR, Bolland MJ, Avenell A, Grey A.: Cardiovascular effects of calcium supplementation. Osteoporos Int. 2011 Mar 16. [Epub ahead of print]
8. Seifert-Klauss V, Link T, Heumann C, Luppa P, Haseitl M, Laakmann J, Rattenhuber J, Kiechle M.: Influence of pattern of menopausal transition on the amount of trabecular bone loss. Results from a 6-year prospective longitudinal study. Maturitas. 2006;55(4):317-324.
9. Siris ES, Brenneman SK, Barrett-Connor E, Miller PD, Sajjan S, Berger ML, Chen YT.:The effect of age and bone mineral density on the absolute, excess, and relative risk of fracture in postmenopausal women aged 50-99: results from the National Osteoporosis Risk Assessment (NORA). Osteoporos Int. 2006;17(4):565-74.
10. Sirola J et al.: Grip Strength May Facilitate Fracture Prediction in Perimenopausal Women with Normal BMD: A 15-Year Population-Based StudyCalcif Tissue Int (2008) 83:93–100
11. Waugh E. J., J. Polivy, R. Ridout, and G. A. Hawker, “A prospective investigation of the relations among cognitive dietary restraint, subclinical ovulatory disturbances, physical activity, and bone mass in healthy young women,” American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 86, no. 6, pp. 1791–1801,2007.
12. Waller K., J. Reim, L. Fenster et al., “Bone mass and subtle abnormalities in ovulatory function in healthy women,” Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, vol. 81, no.2, pp. 663–668, 1996.
PD Dr. Vanadin Seifert-Klauss http://kiv-s01.kundenfenster.de:8088/cme/1574580