Für das Symptom Dyspnoe gibt es zahlreiche, auch kardiologische Ursachen.

Akute Herzinsuffizienz? Thromboembolie? Herzinfarkt oder COPD-Exazerbation?

Fall 1

Eine 23-Jährige mit bekanntem Non-Hodgkin-Lymphom, das chemotherapeutisch behandelt wird, leidet seit vier Stunden unter Luftnot. Sie hat eine Sinustachykardie mit 120 Schlägen/Minute, die Sauerstoffsättigung liegt bei 93 %, berichtete der Kardiologe von der Ain Shams Universität. Da es in der ägyptischen Metropole verkehrsbedingt oft viel zu lange bis zum nächs­ten Krankenhaus dauert, sind die Rettungswagen mit mobilen Echokardiographiegeräten ausgestattet.

Daher konnte man via Echo bei der jungen Frau eine massive Dilatation beider Herzkammern erkennen – akute Herzinsuffizienz, wahrscheinlich zytostatikabedingt. Als präklinische Therapieoptionen nannte Prof. Saleh für diesen Fall Diuretika (i.v.), Sauerstoff und evtl. Vasodilatatoren.

Fall 2

Die zweite Patientin, eine 60-jährige hypertensive Raucherin, bot neben einer seit 2,5 Stunden bestehenden Luftnot keine weiteren Symptome. Bei ihr brauchte es nur ein einfaches EKG für die Diagnose: Die Frau hatte einen inferioren ST-Hebungsinfarkt (STEMI). Die Kollegen leiteten die plättchenhemmende Therapie ein und fuhren das nächste Katheterlabor an.

Fall 3

Eine 45-Jährige mit bekanntem ventrikuloatrialen Shunt bekam seit einem Tag schwer Luft und hatte leichtes Fieber (38 °C). Im EKG stellte sich eine Sinustachykardie (120/min) mit verbreiterten QRS-Komplexen dar. Nun musste wieder das Echo her, das eine dilatierte rechte Kammer mit Thrombus zeigte. Die Frau bekam Sauerstoff plus unfraktioniertes Heparin und wurde in ein Zentrum gebracht, in dem Kardiologen sowie für alle Fälle Kardio- und Neurochirurgen verfügbar waren.

Fall 4

Eine 25-Jährige mit bekannter rezidivierender Arthritis litt im Anschluss an eine Grippe seit einer Woche unter einer rapide zunehmenden, massiven Dyspnoe. Ihr Herz schlug regelmäßig, aber zu schnell (120/min), der Blutdruck lag bei 100/60 mmHg. Im Echo zeigte sich eine Perikardtamponade. Die Patientin erhielt Flüssigkeit und wurde aufrecht hingesetzt. Je nach Kreislaufstabilität wären darüber hinaus Inotropika und/oder Diuretika weitere Optionen. Bei (drohendem) Herzstillstand riet Prof. Saleh zur sofortigen Peri­kardiozentese, ultraschallgesteuert oder blind.

Fall 5

Der 60-jährige Raucher mit bekannter chronisch obstruktiver Lungenkrankheit klagte nach einer Grippe über Luftnot in Ruhe. Er keuchte vernehmlich, war mit 110 Schlägen/Minute tachykard, die Sättigung betrug nur 70 %. Ohne weiterführende Tests ließ sich bei dem Mann nur schwer feststellen, ob es sich um eine Exazerbation oder evtl. etwas ganz anderes handelte.

Wichtig beim giemenden Patienten: Sauerstoff darf ihm nur mit low flow verabreicht werden, ansonsten drohen fatale Folgen. Im Vordergrund steht als Erstmaßnahme vielmehr die Bronchodilatation über einen Vernebler, betonte der Referent.

Fall 6

Ein 78-jähriger übergewichtiger Hypertoniker hatte seit 18 Stunden stärkste Dyspnoe auch im Liegen. Sein Puls tastete sich arrhythmisch mit einer Frequenz von 140/min und im EKG kam ein Vorhofflimmern als Wurzel des Übels ans Licht. Der hämodynamisch stabile Senior bekam im Rettungswagen lediglich Digoxin, der Transport in die Klinik verlief ohne Komplikationen. Für hämodynamisch instabile Patienten empfahl Prof. Saleh die präklinische elektrische Kardioversion nach Gabe von Heparin. Quelle: ESC* CONGRESS 2018 * European Society of Cardiology