Menschen mit fortgeschrittener Demenz brauchen nicht nur Unterstützung, wenn sie essen oder sich ankleiden. Es ist auch wichtig, sie angemessen zu beschäftigen und ihnen Bewegung zu verschaffen. Professionelle Pflegekräfte können solche Leistungen aber nicht „nebenbei“ erbringen. Angehörige sollten sie entweder vertraglich vereinbaren – oder eine kostengünstige Alternative wählen: ehrenamtliche Hilfe.

Die Gesellschaft altert und deshalb steigt die Zahl der Menschen, die gepflegt werden müssen. Schon heute mangelt es aber vielerorts an professionellem Personal. Die Pflegerinnen und Pfleger müssen ihre Zeit und ihre Kräfte gut einteilen, um all ihre Aufgaben zu erfüllen. Die Einsätze in den Haushalten von pflegebedürftigen Menschen sind zeitlich begrenzt. Der persönliche Kontakt und das Gespräch mit kranken Menschen sind deshalb oft nur möglich, wenn die Pflegekräfte ihre Freizeit opfern. Dies sollten Angehörige bedenken und eventuell zusätzliche Stunden vertraglich vereinbaren. Wenn dies aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, sollten sie sich um die Unterstützung von Ehrenamtlichen bemühen.

Betreuung jenseits der klassischen Pflege

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer  sollen und dürfen nicht zur klassischen Pflege herangezogen werden. Diese Männer und Frauen kommen also nicht ins Haus, um beispielsweise bei der Intimpflege zu helfen. Aber sie können viele andere wichtige Tätigkeiten übernehmen. In der Betreuung demenzkranker Menschen kommt es darauf an, auf sensible Weise das Gehirn zu aktivieren und angenehme Gefühle und Erinnerungen zu wecken. Solche „niedrigschwelligen Angebote“, wie sie bei den Pflegekassen heißen, fördern das Wohlbefinden der Betroffenen.

Beispiele für niedrigschwellige Angebote sind:

  • Spaziergänge im Park
  • alte Fotoalben anschauen, um Erinnerungen zu wecken
  • bekannte Sprichworte und Liedertitel ergänzen, um das Gehirn zu trainieren
  • gemeinsames Singen berühmter Melodien aus der Jugend demenzkranker Menschen
  • Märchen erzählen und vom Kranken den Ausgang erraten lassen
  • gemeinsam Mahlzeiten zubereiten und Tisch decken
  • Zeichnen und Malen

Ehrenamtliche Hilfe zulassen

Pflegeberaterinnen und Pflegeberater berichten, dass viele Angehörige der ehrenamtlichen Hilfe zunächst skeptisch gegenüberstehen. Die Furcht sei groß, dass die Helferinnen und Helfer die Privatsphäre der Familie stören. Dieses Misstrauen weicht aber meistens schnell, wenn die Familie Vertrauen zu ihrem Helfer fasst. Angehörige, die ehrenamtliche Hilfe in Anspruch nehmen, zeigen sich oft sehr zufrieden mit der Unterstützung. Das Engagement der Ehrenamtlichen entlastet und wirkt sich positiv auf das Zusammenleben mit dem demenzkranken Familienmitglied aus.

Wunschprofil erstellen

Bevor Sie einen Träger der Altenhilfe, die Kirche oder die Gemeinde um die Vermittlung einer oder eines Ehrenamtlichen bitten, setzen Sie sich mit der Familie zusammen. Sprechen Sie ausführlich darüber, welche Hilfen Sie wünschen. Danach richtet sich, wer Ihnen empfohlen wird.

Ehrenamtliche Hilfe: Gut geschult an die Arbeit

Pflegende Angehörige fragen am besten bei der Altenhilfe oder dem Pflegestützpunkt ihrer Gemeinde oder Stadt nach, wer ihnen ehrenamtliche Hilfe vermitteln kann. Oft sind das die freien Träger der Altenpflege, aber auch die Gemeinde oder die Kirche. Dabei gilt zu beachten: Die Dienstleistungen von Ehrenamtlichen sind selten kostenlos. Das hat gute Gründe: Die Institutionen, die Ehrenamtliche vermitteln, müssen die Dienste dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter planen und sie auf ihren Einsatz vorbereiten.

Bevor ehrenamtliche Helfer in den Haushalt eines demenzkranken Menschen gehen, werden sie in der Regel geschult. Die Schulung dauert zwischen 20 und 30 Stunden und macht die Ehrenamtlichen unter anderem vertraut mit den möglichen Änderungen im Verhalten der Betroffenen, den Herausforderungen, vor denen Angehörige stehen, den Möglichkeiten, mit Demenzkranken zu kommunizieren, den Methoden der Betreuung und Beschäftigung und den Möglichkeiten, Angehörige zu entlasten.

Kosten abrechnen

Ob und wie viel pflegende Angehörige für ehrenamtliche Hilfe zahlen müssen, erfragen sie am besten im Pflegestützpunkt, bei der Altenhilfe oder der Agentur, die Ehrenamtliche schult und vermittelt. Um die Kosten abzudecken, bietet sich das Pflegegeld an. Die Pflegekassen lassen die stundenweise Unterstützung durch Ehrenamtliche auch als Verhinderungspflege gelten. Dazu ist ein entsprechender Antrag notwendig.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend http://www.wegweiser-demenz.de/ehrenamtliche-hilfe.html