Eine Rhinosinusitis oder allgemeinsprachlich Schnupfen ist zwar lästig, aber nicht bedrohlich. Die neue S2k-Leitlinie gibt Empfehlungen zu therapeutischen Maßnahmen, um eine Schnupfennase rasch wieder los zu werden. Dabei setzen die Experten vor allem auf Phytopharmaka.
Die neue S2k-Leitlinie „Rhinosinusitis“ spricht Empfehlungen für die Behandlung von Schnupfen aus. Neuen Studien zufolge helfen insbesondere phytopharmazeutische Arzneimittel bei entzündeter laufender oder verstopfter Nase. Diese ist meist auf eine viral verursachte Infektion der Nasenschleimhaut und/oder der Nasennebenhöhlen zurückzuführen. Typische Erreger sind Rhino-, Adeno- und Coronaviren. Vor allem in den kalten Monaten in Herbst oder Winter haben die Viren leichtes Spiel. Der Grund: Die Erreger vermehren sich schneller und nisten sich mühelos ein, da die eingeatmete kühle Luft weniger rasch auf Körpertemperatur erwärmt werden kann. Es herrschen also ideale Bedingungen für Erkältungsviren.
Einteilung der Rhinosinusitis
Im Rahmen der Leitlinie wird zwischen einer akuten, einer rezidivierenden akuten und einer chronischen Rhinosinusitis (RS) unterschieden. Bei einer akuten Rhinosinusitis (ARS) halten die Beschwerden bis zu zwölf Wochen an.
Eine rezidivierende akute Rhinosinusitis (rez. ARS) umfasst laut Leitlinie wiederkehrende Episoden einer ARS, die mindestens viermal innerhalb von zwölf Monaten (gerechnet ab dem Zeitraum der ersten Episode) auftreten. Zwischen den Episoden klingen die Beschwerden vollständig ab.
Die chronische Rhinosinusitis (CRS) umfasst eine Beschwerdedauer von länger als zwölf Wochen.
Definitionen
Typische Symptome einer ARS bzw. einer Episode von rez. ARS sind eine behinderte Nasenatmung, anteriore und/oder posteriore Sekretion, Gesichtsschmerz und Riechstörung. Fakultativ sind Fieber und/oder Kopfschmerzen möglich.
Bei der CRS ähneln sich die Beschwerden, sind jedoch häufig weniger charakteristisch bzw. weniger stark ausgeprägt. Für die Diagnose CRS muss ein pathologischer Befund in der Rhinoskopie oder nasalen Endoskopie vorliegen. In einem bildgebenden Verfahren der Nasennebenhöhlen kann dieser ebenfalls bestätigt werden. Bei rhinoskopisch oder endoskopisch sichtbaren Polypen in der Nasenhaupthöhle wird zwischen einer chronischen RS mit (CRScNP) und ohne Polypen (CRSsNP) unterschieden.
Studie untersucht Wirksamkeit von Pharmakotherapeutika
Die prospektive, nicht interventionelle multizentrische Studie „Phytomedicines in Acute Rhinosinusitis“ vergleicht Wirksamkeit und Verträglichkeit von Gelomyrtol forte (ELOM 080) und Sinupret extract (BNO 1016) im Fall einer Rhinosinusitis [2]. An der Studie nahmen 223 Probanden zwischen 18 und 86 Jahren teil. Alle hatten die Diagnose akute Rhinosinusitis (ARS). Die Studienteilnehmer erhielten über einen Zeitraum von 14 Tagen:
- ein Spezialdestilat aus rektifizierten Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenölen (Gelomyrtol forte der Firma Pohl Boskamp) oder
- einen getrockneten ethanolischen Auszug aus Enzianwurzel, Primel- und Holunderblüten sowie Ampfer- und Eisenkraut (Sinupret extract der Firma Bionorica).
Die Evaluierung der mit einer ARS assoziierten Symptome erfolgte anhand einer numerischen Skala. Beurteilt wurden:
- verstopfte Nase
- Gesichts- und Kopfschmerz
- Druckempfindlichkeit der Nervenaustrittspunkte des Trigeminus-Nervs
- Patientenzufriedenheit während der Therapie
- Verträglichkeit der Arzneimittel.
Gelomyrtol forte signifikant überlegen
Nach Auswertung der Ergebnisse kam Gelomyrtol forte bei den Probanden besser an. Insbesondere linderte das Phytopharmakon rascher und effektiver den Gesichtsschmerz als das Vergleichspräparat (minus 1,2 Tage). Die Wirksamkeit wurde bereits ab dem dritten Behandlungstag beschrieben. Zudem punktete Gelomyrtol forte bei der Beurteilung des allgemeinen Krankheitsgefühls. In der Bewertung war es Sinupret extract signifikant überlegen.
Darüber hinaus wurde Gelomyrtol forte besser vertragen. Untersuchungsschwerpunkt waren gastrointestinale Nebenwirkungen bezüglich des Einnahmezeitpunkts vor, während, nach beziehungsweise unabhängig von einer Mahlzeit. Unabhängig von der Aufnahme verursachte Gelomyrtol forte kaum bzw. nur geringe Magen-Darm-Beschwerden und wurde als gut bis sehr gut verträglich bewertet.
Gelomyrtol, Sinupret und Soledum empfohlen
Die S2k-Leitlinie „Rhinosinusitis“ empfiehlt zur Behandlung der akuten Erkrankung sowohl Gelomyrtol forte als auch Sinupret extract. Die pflanzlichen oral angewendeten Präparate wirken sekretolytisch und mukolytisch, sekretomotorisch, bronchospasmolytisch, antimikrobiell und entzündungslindernd. Insbesondere wird zähflüssiger Schleim verflüssigt und die mukoziliäre Clearance verbessert. Eine antioxidative Wirkung ist ebenfalls beschrieben.
Eine weitere Empfehlung der Leitlinien-Experten erhält Soledum der Pharmafirma Klosterfrau. Es enthält zu 100% reines Cineol. Damit gehört Soledum definitionsgemäß nicht zu den Phytopharmaka. Diese müssen als wirksamen Bestandteil mehrere Inhaltsstoffe pflanzlichen Ursprungs beinhalten (sogenannte Vielstoffgemische).
Pathophysiologie bei Schnupfen
Grippale Infekte mit Schnupfen sind häufig. Die meisten Menschen erkranken mindestens einmal pro Jahr an einer banalen Erkältung. Dabei dringen die auslösenden Erreger (meist Viren) in die saure Nasenschleimhaut ein. Infolge wird eine Abwehrkaskade des Immunsystems ausgelöst. Die freigesetzten Entzündungsmediatoren lassen die Schleimhaut anschwellen. Zudem wird die mukoziliäre Clearance beeinträchtigt. Um die eingedrungenen Erreger auszuschleusen, wird zunächst ein wässriges, später zähes Sekret produziert. Je fester das Sekret ist, umso stärker wird die Nasenschleimhaut durchblutet. Die Schleimhaut schwillt immer weiter an, die Nase „verstopft“ und die Atmung ist erschwert.Dr. Christian Kretschmer