Die Corona-Impfungen finden zwar noch nicht in den Hausarztpraxen statt – die Aufklärungsarbeit darüber allerdings schon.
Wegen der neuen Corona-Impfstoffe bleibt der Beratungsbedarf in den Praxen hoch. Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes, wünscht sich, dass diese Beratungsleistung, unabhängig davon, ob sie dann auch zu einer Impfung führt, dem Arzt honoriert wird.
Kostenlose FFP-2-Masken, Priorisierung bei der Impfung, Bundeswehrsoldaten für Testungen in Alten- und Pflegeheimen – das alles sind überfällige Reaktionen auf die Einsicht, dass bei der vulnerablen Gruppe der Betagten mit Pflegebedarf lange zu wenig für den Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion getan wurde. Die Inzidenz bei Menschen ab 80 ist doppelt so hoch wie bei den unter 60-Jährigen. Zudem haben sie ein vielfach höheres Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Das manifestiert sich in den Zahlen der Klinikaufnahmen und Todesfälle. Die hiesige Übersterblichkeit wird 2020 ca. 3 %betragen – vor allem wegen der vielen Toten bei den Älteren, erklärt die KBV.
Auch Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, betont, dass das Gros der Todesfälle mit COVID-19 auf Heimbewohner entfällt. Sie seien in den Fokus der Schutzanstrengungen zu nehmen. Genauso wie die Kunden und Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste. Während es kein Problem sei, TUI und andere zu retten, seien Hilfsangebote von Sanitätsdiensten für Heime an den Kosten gescheitert, wundert sich Weigeldt.
Beim Honorar die Beratung von der Impfung trennen
Der Allgemeinarzt vermisst eine langfristige Test- und Impfstrategie. Er beklagt, die Politik richte ihre Pandemiemaßnahmen zu sehr nach Statistiken aus und vertraue zu wenig auf die Erfahrungen der Hausärzte. Dabei versorgten diese im ersten Halbjahr 2020 etwa 80 % der ambulanten Corona(-Verdachts)-Fälle, wie Auswertungen der Nr. 88240 zeigen.
Wegen der neuen Impfstoffe bleibt der Beratungsbedarf in den Praxen hoch. Weigeldt wünscht sich, dass diese Beratung, unabhängig davon, ob sie dann auch zu einer Impfung führt, dem Arzt honoriert wird. Er plädiert dafür, Menschen mit verständlicher Aufklärung und stichhaltigen Argumenten von den Vorteilen des Impfens zu überzeugen. Er hofft, dass die Niedergelassenen keine Atteste für Patienten mit Vorerkrankungen der Priorisierungsstufen zwei und dreiausstellen müssen, mit denen diese ihren Anspruch auf eine vorrangige Impfung nachweisen wollen. Noch fehlt es ja an Dosen für die ca. 6 Mio. Menschen der ersten Priorisierungsgruppe. Und bis die 7,5 Mio. der 70- bis 79-Jährigen dran sind, gibt es vielleicht schon Impfstoff, der in den Praxen gespritzt werden kann. Autor: Michael Reischmann Medical-Tribune-Bericht