Unter anderem wird Zink für die Proliferation und Funktion von Leukozyten benötigt.

Unter anderem wird Zink für die Proliferation und Funktion von Leukozyten benötigt. © iStock/AlfaOlga 

Die diesjährige Erkältungs-Saison stellt Arztpraxen vor große Herausforderungen. Der übliche saisonale Anstieg von Atemwegsinfekten wird durch die COVID-19-Pandemie noch einmal drastisch verschärft. Vor diesem Hintergrund gilt es mehr denn je, Schwachstellen im Immunsystem der Patienten zu schließen. Eine wichtige Rolle für die antivirale und antibakterielle Immunität spielt das Spurenelement Zink. Welche Relevanz die Zinkversorgung gerade jetzt für Risikogruppen hat und welche Erkenntnisse im Hinblick auf COVID-19 vorliegen, haben Wissenschaftler in einer aktuellen Publikation beleuchtet.

Zink ist bekanntlich sowohl für die zelluläre als auch für die humorale Immunität unverzichtbar. Unter anderem wird Zink für die Proliferation und Funktion von Leukozyten benötigt, zudem ist es an der Regulation von entzündlichen Prozessen beteiligt. Daher steigt bei einem Mangel die Anfälligkeit für infektiöse und entzündliche Erkrankungen, wie ein internationales Wissenschaftler-Team um Prof. Anatolyn Skalny, Moskau, und Prof. Lothar Rink, Aachen, im „International Journal of Molecular Medicine“ berichtet (1). – Ein Risiko, das gerade jetzt vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und einem hohen Atemwegs-Infektionsgeschehen unbedingt ausgeschlossen werden sollte.

Risikogruppen im Blick: Zink-Mangel schwächt Viren-Abwehr

Auch wenn es bisher keine klinischen Daten gibt, so weisen einige Indizien darauf hin, dass der Zink-Status bei COVID-19-Infektionen eine Rolle spielen könnte, so das Autoren-Team. Ein Hinweis darauf könnte die Tatsache sein, dass Risikogruppen für schwere Verläufe von COVID-19, wie Senioren oder Patienten mit Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislaus-Erkrankungen, gleichzeitig zu den Risikogruppen für einen Mangel an dem für das Immunsystem so wichtigen Spurenelement zählen. Ursachen für die häufige Unterversorgung dieser Personengruppen sind, neben einer geringeren Zink- Zufuhr über die Nahrung, alters-, krankheits- und medikamentös bedingte Absorptionsstörungen. Bei Patienten mit Diabetes können außerdem renale Verluste zur Entwicklung eines Mangels beitragen (2). Welche negativen Auswirkungen Zink-Defizite bei diesen vulnerablen Patientengruppen auf die Resistenz gegenüber Atemwegsinfekten haben können, wurde in Studien beobachtet: So entwickelten Senioren mit niedrigeren Zink-Spiegeln (< 70 μg/dl) häufiger eine Lungenentzündung, erholten sich langsamer wieder davon und benötigten mehr Antibiotika als die Senioren mit höheren Zink-Serumspiegeln (> 70 μg/dl) (3). Bei Senioren mit Zink-Mangel führte eine Supplementation mit 30 mg Zink pro Tag zu einem Anstieg der Zink-Serumspiegel, der mit einer verbesserten T-Zellfunktion assoziiert war (4).

Barrieren stärken – Entzündungen regulieren

Skalny und Kollegen verweisen außerdem auf zell- und tierexperimentelle Studien, die Hinweise liefern, dass Zink-Mangel ein prädisponierender Faktor für Gewebeschäden in der Lunge und in anderen Organen infolge von Entzündungen bei Pneumonien sein könnte. Überschießende Inflammation, der Zytokin-Sturm, spielt in der Pathogenese von schweren COVID-19-Verläufen eine Schlüsselrolle. Schon länger ist bekannt, dass Zink antientzündliche Eigenschaften besitzt und ein Mangel zu einer Überproduktion proinflammatorischer Mediatoren führen kann (2).

Nicht zuletzt ist ein ausreichender Zink-Status von Bedeutung, um das Risiko für bakterielle Co-Infektionen zu reduzieren, schreiben die Autoren. Zum einen durch die essentielle Rolle von Zink für das Immunsystem, zum anderen zeigten Untersuchungen im Zellexperiment, dass Zink die Barrierefunktion und Selbstreinigungsmechanismen des Epithels im Atemtrakt unterstützen kann.

Bei Erkältungen: verkürzte Erkrankungsdauer

Die Bedeutung einer guten Zink-Versorgung bei herkömmlichen Erkältungen, die meist durch Rhinoviren verursacht werden, wurde in Metaanalysen aus placebokontrollierten Studien untersucht: Hier zeigte sich, dass eine Zink-Supplementation die Dauer eines grippalen Infekt signifikant verkürzen kann, wenn innerhalb der ersten 24 Stunden nach Symptombeginn damit begonnen wird. Die größten Effekte zeigten sich bei hochdosierter Gabe (5,6).

Bei Mangel-Verdacht hochdosierte Zink-Einnahme

Auch wenn klinische Studien zur Wirkung von Zink bei COVID-19-Infektionen derzeit nicht vorliegen, kann es als unbestritten angesehen werden, dass ein Zink-Mangel insbesondere bei Risikogruppen konsequent und frühzeitig behandelt werden muss. Die Crux: Der Nachweis eines Zink-Mangels erweist sich in der Praxis als schwierig, da die Bestimmung der Zink-Konzentration im Blut keine zuverlässige Aussage ermöglicht und bisher keine Biomarker zur routinemäßigen Beurteilung des Zinkstatus etabliert wurden (2). „Als Nachweis für einen Zinkmangel gilt die Verminderung der Symptome nach Zink-Gabe“, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (7). Auch die Gesellschaft für Biofaktoren empfiehlt bei Mangel-Verdacht einen Therapieversuch mit einem Zinkpräparat. Dabei sei auf eine ausreichend hohe Dosierung und gute Bioverfügbarkeit zu achten (2). Die höchstdosierten Präparate, die in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind, enthalten 25 mg Zink pro Tablette (z.B. Zinkorot® 25*). Vorteilhaft im Hinblick auf Bioverfügbarkeit und Verträglichkeit sind organische Zink-Verbindungen.

*Produktinformation:
Zinkorot® 25 ist ein hochdosiertes, nicht verschreibungspflichtiges Zink-Arzneimittel mit 25 mg elementarem Zink in organischer Verbindung mit Orotat. Als Arzneimittel eignet es sich zur Behandlung eines Mangels und ist im Hinblick auf Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft. Mit einer Tablette pro Tag kann ein Mangel behandelt und das Immunsystem dadurch unterstützt werden. Zinkorot® 25 ist das am häufigsten von Ärzten verordnete orale Zink-Arzneimittel in Deutschland (gemäß IQVIA, IMS® Diagnosis Monitor, MAT 06.2020, Zink rein A12C2). Quelle: Medizin und Markt Autor: Pressemitteilung – WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG Literatur:
1) Skalny AV et al. Zink and respiratory tract infections: Perspectives for COVID-19 (Review). Intern J Mol Med 2020 Jul;46(1):17-26. doi: 10.3892/ijmm.2020.4575. Epub 2020 Apr 14.
2) Classen HG et al. Zink – Das unterschützte Element. MMP 2020, 4/43: 149-157
3) Barnett JB et al. Low zinc status: a new risk factor for pneumonia in the elderly? Nutr Rev. 2010 Jan; 68(1): 30–37.
4) Barnett JB et al. Effect of zink supplementation on serum zink concentration and T cell proliferation in nursing home elderly: a randomizes, double-blind, placebo-controlled trial. Am J Clin Nutr 2016. 103: 942-51.
5) Singh M, Das RR. Zink for the common cold. The Cochrane Library. 2013, June 18(6)
6) Science M, Johnstone J, Roth DE, Guyatt G, Loeb M. Zink for the treatment of the common cold: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. CMAJ: 184 (10) 2012.
7) Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE): Ausgewählte Fragen und Antworten zu Zink. www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/zink/