Wenn das Leben daheim zu beschwerlich oder unsicher wird, kann betreutes Wohnen eine Lösung sein: Seniorinnen und Senioren leben hier in eigenen Wohnungen und können je nach Bedarf Pflege, Mahlzeiten oder hauswirtschaftliche Dienste in Anspruch nehmen. Für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz eignet sich diese Wohnform allerdings nur, wenn auch demenzgerechte Services geboten werden.

Das Konzept des betreuten Wohnens sieht vor, dass die Wohnungen eines Hauses oder eines Häuserkomplexes seniorengerecht gestaltet werden und direkt vor Ort geschultes Personal zur Verfügung steht. Es gibt einen Fahrstuhl und Rollstuhlrampen an Treppen und Schwellen. Die Flure sind hell und übersichtlich und im Badezimmer befinden sich Stützen zum Hochziehen. Außerdem können die Bewohner per Notrufknopf rund um die Uhr professionelle Hilfe in ihre Wohnung holen.

Einrichtungen für Demenzkranke öffnen

Viele Einrichtungen des betreuten Wohnens sind auf Personen eingestellt, die vor allem wegen der körperlichen Beschwerden des Alters in eine sichere und bequeme Wohnung ziehen möchten. Wenn ein Mensch dann dauerhaft pflegebedürftig wird, ergeben sich andere Anforderungen an diese Einrichtungen. Da aber mit dem Anstieg der Lebenserwartung auch das Risiko zunimmt, an Demenz zu erkranken und am Ende des Lebens pflegebedürftig zu werden, müssen sich die Einrichtungen mehr und mehr auf die besonderen Bedürfnisse demenzkranker Menschen einstellen.

Vorbild Kieler Servicehäuser

Wie das funktionieren kann, zeigen beispielsweise die Kieler Servicehäuser. Dort ist das betreute Wohnen mit ambulanter 24-Stunden-Pflege undTagespflege verknüpft. Die sieben Einrichtungen des Trägers in Kiel bieten demenzkranken Menschen Services, die ihnen das Leben in einer eigenen Wohnung ermöglichen. Dazu zählen unter anderem Gedächtnistrainings undBetreuungsgruppen. Außerdem halten die Servicehäuser Betten zurKurzzeitpflege vor.

Wann umziehen?

Demenzkranke Menschen können mit Unterstützung von Angehörigen und Freunden oft noch lange in ihrer Wohnung leben. Sie sollten aber bereits in dieser Zeit mit ihrer Familie besprechen, wo sie ihren Lebensabend verbringen möchten – und welche Wohnform realistisch ist. Je früher diese Entscheidung fällt, desto besser. Denn Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz gewöhnen sich leichter an eine neue Umgebung, wenn die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten ist.

Darauf sollten Demenzkranke und ihre Angehörigen ebenfalls achten:

  • Welche Grundleistungen bietet der Betreiber der Wohnanlage?
  • Welche Zusatzleistungen sind buchbar? Dazu gehören etwa die Reinigung von Wohnung und Wäsche oder Fahrdienste zum Arzt
  • Gibt es im Haus eine feste Ansprechperson? Die Antwort „Wir haben einen Hausmeister“ genügt nicht. Es sollte pflegerisch geschultes Personal zur Verfügung stehen
  • Gibt es Angebote, die bewusst den Kontakt zu anderen Bewohnern fördern? Finden Gruppenveranstaltungen zu festgesetzten Zeiten statt? Lädt der Betreiber zu Kulturveranstaltungen ein?
  • Werden die Bewohner rundum versorgt, wenn sie vorübergehend erkranken?
  • Bis zu welchem Grad der Pflegebedürftigkeit darf ein alter Mensch in der Einrichtung bleiben? Steht das im Betreuungsvertrag?
  • Listet der Mietvertrag die Nebenkosten genau auf? Wie sind künftige Mieterhöhungen geregelt?
  • Legt der Anbieter je einen Miet- und einen Betreuungsvertrag vor oder sind beide kombiniert? Rechtsexperten empfehlen getrennte Verträge
  • Wie gut ist die Betreuungseinrichtung an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen?
  • Gibt es in der Nähe eine Apotheke, Ärzte, die Hausbesuche machen, Einkaufsmöglichkeiten?
  • Bietet die Einrichtung selbst eine Betreuungsgruppe für Demenzkranke oder kann sie eine in der Nähe empfehlen?

Betreutes Wohnen: länger eigenständig leben

Das betreute Wohnen eignet sich zum Beispiel für Ehepaare, bei denen ein Partner demenzkrank wird. Einem 70-jährigen Ehemann, der seine demenzkranke Frau pflegt, fällt dies in einer Einrichtung des betreuten Wohnens möglicherweise leichter als zu Hause. Nach dem Umzug kann das Paar weiterhin zusammenwohnen und ein weitgehend eigenständiges Leben führen. Es hat eine eigene Küche, kann aber auch Essen aus der Gemeinschaftsküche zu sich nehmen. An Gesellschaft wird es nie mangeln, weil immer ein Nachbar Zeit zu einem Schwatz hat.

Wohnen zur Probe

Fragen Sie in der Einrichtung nach, ob es möglich ist, ein oder zwei Wochen zur Probe zu wohnen oder zumindest an internen Veranstaltungen teilzunehmen. Manche Anbieter gehen gerne darauf ein, um Interessenten mit den täglichen Abläufen vertraut zu machen.

Finanzierung

Der Mietpreis einer altengerecht eingerichteten Wohnung darf laut Verbraucherzentrale etwa 5 bis 15 Prozent über dem Mietspiegel liegen. Die Preise für die Betreuung hängen stark von der Einrichtung und der Region ab. Private Anbieter verlangen in der Regel mehr Geld als Stiftungen, die gemeinnützig arbeiten. Der Grundservice kostet meistens zwischen 60 und 150 Euro zusätzlich im Monat.

Demenzkranke mit niedriger Rente und geringen Ersparnissen können beim Wohnungsamt einen Wohnberechtigungsschein  beantragen. Außerdem haben sie eventuell Anspruch auf Wohngeld. Die ambulante Pflege eines Menschen, der als pflegebedürftig eingestuft ist, übernimmt teilweise die Pflegekasse oder das Sozialamt.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Betreutes Wohnen heißt: Alte Menschen leben in seniorengerechten Wohnungen und profitieren von Services wie einem 24-Stunden-Notruf
  • Auf Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz sind viele Einrichtungen noch nicht eingestellt. Das Vorbild der Kieler Servicehäuser dürfte aber Schule machen
  • Demenzgerechte Services sind zum Beispiel Betreuungsgruppen, Tagespflege, Kurzzeitpflege
  • Der Grundservice zuzüglich zur Miete kostet zwischen 60 und 150 Euro

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend http://www.wegweiser-demenz.de/betreutes-wohnen.html