Die Pflege eines Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form derDemenz ist anspruchsvoll. Anfangs sind es oft die Angehörigen, die Demente in ihrem Alltag zu Hause unterstützen. Doch wenn die Krankheit fortschreitet, ist ein Pflegeheim oft die bessere Lösung. Demenzerkrankungen sind daher mit Abstand der häufigste Grund, warum alte Menschen im Heim leben. Checklisten unterstützen dabei, das passende Angebot zu finden.

Je früher sich alle Beteiligten mit dem Thema Pflegeheim beschäftigen, desto leichter fällt später die Entscheidung für oder gegen eine solche Einrichtung. Sprechen Sie am besten schon bald nach der Diagnose darüber, wo Ihr Familienmitglied später wohnen soll. Im frühen Stadium können Demenzkranke noch sagen, was ihnen wichtig ist, und sich besser in einer neuen Umgebung einleben.

Wünsche und Erwartungen klären

Wenn Sie sich für ein Pflegeheim entschieden und andere Wohnformenausgeschlossen haben, erfordert die Suche nach der geeigneten Einrichtung Zeit und Geduld. Es gibt nicht die eine richtige Lösung. Für einige Menschen ist die Nähe zum Wohnort entscheidend, andere legen Wert darauf, dass neueste wissenschaftliche Erkenntnisse umgesetzt werden. Auch die Kosten können eine entscheidende Rolle spielen. Für andere ist wichtig, dass das Heim den besten Ruf hat. Klären Sie in Ruhe, was Ihnen und Ihrem demenzkranken Familienmitglied wichtig ist. Dann grenzt sich das umfangreiche Angebot an Pflegeheimen automatisch ein. So fällt es leichter, eine Vorauswahl zu treffen.

Tipps für die Besichtigung eines Pflegeheims

Schauen Sie sich die Pflegeheime und Seniorenresidenzen, die infrage kommen, in Ruhe an. Halten Sie Nase, Ohren und Augen offen. Wenn Sie sich unsicher fühlen, nehmen Sie ruhig eine Begleitung mit, auf deren Urteil Sie Wert legen. Notieren Sie sich vorher Fragen, die Ihnen wichtig sind, und nutzen Sie Ihren Aufenthalt, um Ihre persönlichen Eindrücke mit der Heimleitung zu besprechen. Lassen Sie sich in diesem Zusammenhang das Heimkonzept und Leistungsangebot, aber auch dessen Grenzen möglichst konkret beschreiben.

Auf Folgendes sollten Sie achten:

  • Ist die Atmosphäre stressfrei, wohnlich und familiär? Oder fühlen Sie sich an ein Krankenhaus, ein Hotel oder an eine Kindertagesstätte erinnert?
  • Erleichtern Piktogramme, Wegweiser und eine entsprechende Farbgestaltung die Orientierung?
  • Gibt es gemütliche Nischen, in denen sich Menschen aufhalten?
  • Werden die Bewohner würdevoll und fürsorglich behandelt? Verräterisch sind Begriffe wie „unsere Patienten“, „Insassen“ oder „Pflegefälle“
  • Kümmert sich das Personal oder reagiert es nur auf Klingeln? Können Sie kleine Gesten der Freundlichkeit beobachten?
  • Wie wirken die Bewohnerinnen und Bewohner?
  • Wie vielen Bewohnerinnen und Bewohnern begegnen Sie? Sind sie an ihrer Umgebung interessiert oder wirken sie apathisch?
  • Ist die Kleidung der Bewohnerinnen und Bewohner sauber? Sie muss allerdings nicht unbedingt zusammenpassen – gute Heime überlassen ihren Bewohnerinnen und Bewohnern individuelle Entscheidungen
  • Wie viel Freiheit haben geistig verwirrte Bewohnerinnen und Bewohner?
  • Welche Angebote speziell für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz gibt es? Wie wird auf ihre Vorlieben und ihre Biografie eingegangen?
  • Wie ist die medizinische und pflegerische Unterstützung geregelt?
  • Können Angehörige rund um die Uhr zu Besuch kommen?
  • Sind die Pflegekräfte festen Gruppen zugeordnet? Wie lange arbeiten die Pflegekräfte schon in dieser Einrichtung?
  • Sieht sich die Einrichtung gezwungen, Leiharbeiter zu engagieren?
  • Gibt es für die Bewohnerinnen und Bewohner Einzel- und Gruppenangebote, um sich ihren Möglichkeiten entsprechend zu beschäftigen?
  • Wie gut und individuell werden Sie beraten? Erschrecken Sie nicht über die Frage, ob Sie sich für Ihr demenzkrankes Familienmitglied ein Doppelzimmer vorstellen können. Manche Menschen haben Angst vor dem Alleinsein und fühlen sich im Doppelzimmer wohler
  • Wie reagiert die Heimleitung auf die Frage, wie viele Druckgeschwüre im Heim entstanden sind? Offene Stellen am Rücken oder Po weisen auf unzureichende Bewegung oder zu langes Liegen in einer Position hin
  • Wie lange leben die Bewohnerinnen und Bewohner durchschnittlich im Heim?
  • Gibt es eine Sterbebegleitung oder sterben die meisten Bewohnerinnen und Bewohner im Krankenhaus?

Wohnen zur Probe

Manche Pflegeheime bieten an, alte Menschen zur Probe wohnen zu lassen. Allerdings darf dafür die Demenz noch nicht zu weit fortgeschritten sein. Der Gast sollte ansprechbar sein und an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen können.

Vor Ort testen

Schauen Sie sich so viele Heime und Seniorendomizile wie möglich an. Sie werden viele Unterschiede erkennen. Letztlich ist die Wahl des richtigen Pflegeheims aber eine ganz persönliche Entscheidung. Entsprechend kann man ruhig auch auf sein Bauchgefühl vertrauen. Hat Ihnen die Atmosphäre schon beim ersten Besuch nicht gefallen, machen auch Wiederholungen oder beschwichtigende Gespräche sie nicht besser.

Und noch etwas ganz Grundsätzliches: Wann immer Sie die Entscheidung für ein Pflegeheim treffen, werten Sie diesen Schritt nicht als persönliches Versagen. Ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht, kann die Entscheidung für ein gutes Pflegeheim für alle Beteiligten eine sehr gute Lösung sein. Viele Angehörige sind überrascht, dass sich der Gesundheitszustand von Demenzkranken im Heim unerwartet bessert – und sich die Mutter oder der Onkel im Heim mehr „zu Hause“ fühlt als in der eigenen Wohnung.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Welches Pflegeheim, Seniorendomizil oder welche Seniorenresidenz infrage kommt, hängt von vielen Faktoren ab
  • Eine Checkliste hilft, für mehr Klarheit zu sorgen
  • Je früher das Thema Alzheimer, Demenz und Heim angeschnitten wird, umso einfacher wird es für alle, wenn der Umzug ansteht
  • Bei der konkreten Entscheidung für ein Heim hilft ein Blick in die Wohnbereiche. Denn hier offenbart sich der Alltag in der Einrichtung

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend http://www.wegweiser-demenz.de/tipps-fuer-die-heimwahl.html