Immer mehr Pflegeheime haben auf Demenzkranke zugeschnittene Wohn- und Betreuungsangebote. Hausgemeinschaften, Wohngruppen oder Pflegeoasen sollen den besonderen Bedürfnissen demenzkranker Menschen besser gerecht werden. Die Gruppen setzen sich meistens aus 12 bis 20 Mitgliedern zusammen. Diese spezielle Versorgung hat allerdings ihren Preis.

Die Arbeit der meisten professionellen Pflegeeinrichtungen stellt einen Kompromiss dar: Auf der einen Seite steht das, was wünschenswert erscheint. Auf der anderen Seite stehen die Kosten. Große Pflegeheime mit langen Fluren, vielen Zimmern und entsprechend vielen Bewohnern lassen sich unter Umständen günstig betreiben. Familiär wirkende, übersichtliche Anlagen kommen den Bedürfnissen demenzkranker Menschen entgegen, sind aber tendenziell teurer. Trotzdem gibt es auch große Pflegeheime, in denen demenzkranke Menschen gut betreut werden. Welche speziellen Angebote die Einrichtung demenzkranken Menschen machen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Angehörige sollten sich deshalb immer vor Ort ein Bild machen und nach ihren Möglichkeiten entscheiden.

Vorbild privater Haushalt

Viele moderne Pflegeheime, egal ob große oder kleine, orientieren sich an folgendem Leitbild: Die alten Menschen leben in kleinen Gruppen mit festen Pflegekräften. Sie sind also in ein soziales Gefüge eingebunden. Innerhalb der Gemeinschaft packen die Heimbewohner entsprechend ihren Möglichkeiten beispielsweise beim Kochen oder Waschen mit an, sofern sie das wünschen. Auch die Raumgestaltung ist besonders: Um einen zentralen Wohn-, Ess- und Kochbereich für alle gruppieren sich meist die Zimmer der Bewohnerinnen und Bewohner. Wohnlichkeit wird großgeschrieben.

Leben in der Gruppe

Wenn alte Menschen mit und ohne Demenz eine Gemeinschaft bilden, kommt es häufig zu Konflikten. Manche Heime richten deshalb ganze Wohnbereiche oder Wohngruppen speziell für Demenzkranke ein. Dieses sogenannte „Domusprinzip“ vereinfacht die gemeinsame Haushaltsführung und das Leben in der Gruppe, denn normgerechtes Verhalten wird weniger wichtig. Mögliche Reibungspunkte mit geistig gesunden Heimbewohnern entfallen und die Demenzkranken stehen weniger unter Stress. 
Darüber hinaus erhalten die Demenzkranken in ihrer stationären Wohngemeinschaft zusätzliche Angebote. Besonders geschultes Personal aktiviert das Gedächtnis der Bewohner und regt sie zum gemeinsamen Musizieren und Singen an. Diese Gruppenaktivitäten können auch unruhige Demenzkranke zumindest zeitweise ablenken und integrieren.

Hinweis für Angehörige

Greifen Sie bei der Wahl des geeigneten Pflegeheims auf Erfahrungen zurück, die Menschen in Ihrer Umgebung gemacht haben. Beratungsstellen für Angehörige  vermitteln Kontakte und helfen weiter.

Eigenarten erlaubt

Menschen mit einer fortschreitenden Demenz zeigen mitunter ein Verhalten, das bei Gesunden Mitleid oder Scham hervorruft. Sie durchwühlen Schubladen in fremden Zimmern, schlafen auf dem Sofa in der Empfangshalle, setzen eine Unterhose als Mütze auf oder spazieren stundenlang im Flur umher. Doch warum sollten sie dies in ihren Wohngruppen nicht tun dürfen? Weit weniger Würde und Lebendigkeit strahlt es aus, wenn Menschen im Rollstuhl oder an ein Bett fixiert sind – oder Medikamente ihnen die Bewegungsfreiheit nehmen.

Pflegeoasen für Schwerstkranke

Auch in der letzten Lebensphase gibt es spezielle Angebote für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz. Manche Pflegeheime haben für ihre schwerstpflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohner sogenannte Pflegeoasen eingerichtet. Hier werden drei bis acht Personen in einem Raum betreut. Dieses Angebot eignet sich für Menschen, die einsam und ängstlich sind und nach Geborgenheit und Zuwendung suchen.

Das Konzept ist allerdings in Fachkreisen umstritten. Befürworter sagen, es verhindere Isolation und gewährleiste, dass rund um die Uhr Pflegekräfte präsent sind. Kritiker wenden ein, in Pflegeoasen sei keinerlei Intimsphäre mehr möglich. Stattdessen genüge es, Menschen mit schwerer Demenz ab und an in Gemeinschaftsräume zu bringen.

Ein Ergebnis dieser Diskussion sind sogenannte „qualitätsgeleitete Pflegeoasen“. Hier bewohnt jeder Schwerkranke ein eigenes Zimmer. Das senkt das Stress-Risiko. Die Türen lassen sich allerdings weit öffnen, sodass jedes Zimmer vom zentral gelegenen Küchen- und Aufenthaltsraum einsehbar bleibt. Die Erkrankten können auf diese Weise zumindest passiv am sozialen Leben teilhaben.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Trend bei Pflegeheimen geht dahin, Demenzkranke mit speziellen Angeboten zu unterstützen
  • Durch Wohngruppen wird das Leben im Pflegeheim weitgehend normalisiert
  • Das Zusammenleben in einem möglichst alltäglichen Umfeld hilft, trotz Krankheit aktiv zu bleiben
  • Meistens gibt es für jede Bewohnerin und jeden Bewohner eine hauptverantwortliche Bezugsperson als Alltagsbegleitung oder Alltagshelferin beziehungsweise Alltagshelfer
  • Für Demenzkranke im Spätstadium bieten immer mehr Heime Pflegeoasen an

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend http://www.wegweiser-demenz.de/spezielle-angebote.html