Versagt der Virusnachweis per rRT-PCR, eignen sich IgA-Antikörper gut für die rückblickende Diagnostik. © Milos – stock.adobe.com
Tausendmal getestet, tausendmal ist nicht passiert … So ähnlich zumindest klingt der Fall eines 78-Jährigen, bei dem selbst der vierte Virusnachweis auf SARS-CoV-2 negativ ausfiel, trotz eindeutiger Klinik und Bildgebung.
Die rRT-PCR* auf SARS-CoV-2 gilt als hochspezifische und äußerst sensitive Untersuchung. Doch manchmal gelingt trotz mehrfacher Testung kein Virusnachweis. In solch einem Fall muss die Diagnose anhand von Anamnese, Klinik, Bildgebung sowie Serologie gestellt werden.
Dr. Alexandra Dubbke-Laule von der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus Märkisch-Oderland in Strausberg und Kollegen schildern den Fall eines 78-jährigen Mannes, der Mitte März 2020 mit seiner Frau symptomfrei von einer Kreuzfahrt zurückkehrteund sich anschließend in die vom Gesundheitsamt angeordnete häusliche Quarantäne begab. Bei der Ehefrau war einige Tage nach der Rückkehr ein Nasopharyngeal-Test positiv ausgefallen. Sie entwickelte jedoch keine Infektzeichen.
Ihr Mann, dessen Test negativ gewesen war, klagte dagegen 19 Tage nach der Rückkehr über Fieber, Schwäche, Schwindel und trockenen Husten. Ein zweiter Virusabstrich fiel erneut negativ aus. Einige Tage später musste der Patient aufgrund zunehmender Belastungsdyspnoe stationär aufgenommen werden. Eine dritte PCR aus Nasen-Rachensekret am Aufnahmetag brachte wiederum keinen Virusnachweis. Gleiches galt für einen Test aus bronchoalveolärem Lavagematerial.
Angesichts typischer Thorax-CT-Befunde sowie der Anamnese und der Symptomatik stellten die Kollegen dennoch die Diagnose COVID-19-Pneumonie und behandelten den Patienten auf der Isolierstation. Eine Woche nach Symptombeginn fiel eine Virusserologie mit einer deutlich erhöhten Ratio der IgA- und IgG-Antikörper positiv aus. Nach Besserung der Beschwerden entließen die Kollegen den Patienten nach Hause.
IgA-Antikörper eignen sich gut für die Diagnostik
Die Sensitivität der rRT-PCR hängt von etlichen Faktoren ab, wie Entnahmezeitpunkt und -technik, Art des Untersuchungsmaterials sowie Transportbedingungen, berichten die Wissenschaftler. Fällt der Nachweis trotz COVID-19-verdächtiger Klinik und Bildgebung mehrfach negativ aus, lässt sich die Diagnose rückblickend über die humorale Immunantwort stellen. Eine IgM- und IgG-Serokonversion tritt bei nahezu allen Betroffenen nach 14 Tagen auf. IgA-Antikörper können möglicherweise die diagnostische Sicherheit erhöhen, da sie offenbar höhere Konzentrationen als IgM-Antikörper erreichen und zudem häufiger und früher nachweisbar sind. *real-time reverse transcription Polymerase-Kettenreaktion Autor: Dr. Judith Lorenz Quelle: Dubbke-Laule A et al. Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 1498-1502; DOI: 10.1055/a-1202-3936