Trotz Demenzdiagnose zu Hause wohnen – das geht. Am besten gelingt dies jenen, die zur richtigen Zeit professionelle Hilfe bekommen und auch zulassen. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Familie gründlich mit der Situation auseinandersetzt und offen bespricht, in welchem Umfang sie helfen kann und möchte und wo sie externe Hilfe braucht.

Die eigene Wohnung ist für viele alte Menschen ein Ort, mit dem sie jahrzehntelange Erinnerungen verbinden. Erhalten sie die Diagnose Demenz, kommt zum Schock über die Krankheit oft eine Sorge hinzu: „Muss ich jetzt umziehen?“ Die Erfahrung zeigt jedoch: Viele Menschen im frühen Stadiumder Alzheimerkrankheit oder einer anderen Form der Demenz finden sich noch jahrelang in der gewohnten Umgebung zurecht. Ihnen genügt meistens Hilfe bei Tätigkeiten, die viel Konzentration verlangen. Zum Beispiel beim Schriftverkehr mit Behörden oder in der Bank oder Sparkasse.

Auch später ist ein Umzug nicht zwangsläufig. Die Bedingung dafür ist, dass Angehörige öfter am Tag nach dem Rechten sehen, beim Kochen zur Hand gehen oder sich um „Essen auf Rädern“ kümmern. Auch gute Nachbarn bieten mitunter ihre Hilfe an und sei es nur, indem sie den Demenzkranken an Termine erinnern – oder daran, dass er oder sie schon zu lange nichts mehr getrunken hat.

Familiäre Pflege – was es zu beachten gilt

Je mehr das Gedächtnis eines demenzkranken Menschen nachlässt, desto mehr ganztägige Pflege braucht er. Noch immer sind es meist Ehefrauen, Töchter oder Schwiegertöchter, die diese Aufgabe übernehmen. Doch egal, wer sich zur „Hauptpflegeperson“ entwickelt, die Familie muss sich über zweierlei klar werden: Die Aufgaben sind für einen einzelnen Menschen sehr anstrengend und nehmen mit der Zeit zu. Hier ist Hilfe zur Hilfe gefragt. Außerdem kann niemand einen Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium betreuen, der selbst gesundheitlich angeschlagen ist oder einen anstrengenden Beruf ausübt.

Die Familie sollte daher frühzeitig folgende Fragen offen besprechen und realistisch einschätzen, ob und zu welcher Unterstützung sie in der Lage ist:

  • Wie schätzt der Arzt die Situation ein? Wie weit ist die Demenz fortgeschritten?
  • Welche Fähigkeiten sind besonders betroffen? Gibt es noch Stärken, die sich lange erhalten lassen?
  • Welche Symptome herrschen vor? Verhält sich der Kranke beispielsweise auffällig? Stört er die Nachbarn? Kommt er nachts nicht zur Ruhe?
  • Könnten elektrische Geräte den Kranken gefährden?
  • Ist der Betroffene körperlich beeinträchtigt?
  • Wohnen Verwandte unterm selben Dach oder in der Nähe?
  • Wer kontrolliert regelmäßig, ob die Lebensmittel im Haushalt noch verzehrfähig sind?
  • Ist genug Geld da, um eventuell eine Haushaltshilfe zu bezahlen?
  • Ist es sinnvoll, eine Pflegestufe zu beantragen?

Finanz-Tipp

Eine Wohnung demenzgerecht umzugestalten, kostet Geld und ist aufwendig. Betroffene können bei der Pflegekasse Zuschüsse bis zu 2.557 Euro erhalten. Rat und praktische Hilfe bieten Unternehmen, die entsprechende Hilfsmittel anbieten.

Hilfe ist kein Luxus

Welche gesetzlichen LeistungenDemenzkranken zustehen, hängt von der jeweiligen Pflegestufe ab. Zusätzliche Unterstützung kommt nur infrage, wenn der demenzkranke Mensch und seine Familie selbst dafür aufkommen. Nach Erfahrung von Pflegeberatern scheuen alte Menschen aber oft davor zurück, ihr Erspartes für professionelle Hilfen anzugreifen. Mitunter steht dahinter die Sorge, den Kindern und Enkeln etwas von ihrem Erbe „wegzunehmen“. Der Rat der Experten ist eindeutig: Ambulante Dienste,Betreuungsgruppen oder ehrenamtliche Helfer können die Lebensqualität demenzkranker Menschen und ihrer pflegenden Angehörigen klar verbessern. Wofür, wenn nicht für solche Hilfen, sollten sogenannte „Notgroschen“ dienen?

Die demenzgerechte Wohnung – Tipps für Angehörige

Grafik einer demenzgerechten Wohnung
Früher oder später braucht Ihr demenzkrankes Familienmitglied auch in gewohnter Umgebung Hilfen, um den Alltag zu meistern. Gestalten Sie die Wohnung also frühzeitig demenzgerecht um – unabhängig davon, ob für die Zukunft ein Umzug geplant ist. Dafür einige Beispiele:
  • Bringen Sie große Symbole für „Küche“ und „Bad“ an den Türen an. Das erleichtert es dem Kranken, sie von den Wohnräumen zu unterscheiden
  • Findet der demenzkranke Mensch das Bad dennoch nicht mehr, bauen Sie ein energiesparendes Dauerlicht ein und hängen Sie die Tür aus
  • Versehen Sie den Kleiderschrank mit durchsichtigen Türen. Demenzkranke sehen so, wo die Unterwäsche liegt und wo die Mäntel hängen, und irren nicht auf der Suche danach im Schlafzimmer umher
  • Rüsten Sie den Herd so um, dass er sich nach einer gewissen Zeit automatisch ausschaltet. Das beugt Bränden und Verletzungen vor
  • Lichtelemente im Fußboden verhindern Stürze
  • Auch einfache Bewegungsmelder können nützlich sein. Wenn Sie mit dem Demenzkranken unter einem Dach leben, erfahren Sie frühzeitig, wann er nachts das Bett verlässt – und eventuell Hilfe braucht
  • Verschließen Sie Putzmittel in einem Schrank, zu dem nur Sie den Schlüssel haben
  • Entfernen Sie Haken und Schlüssel, mit denen sich das Bad von innen verriegeln lässt

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend http://www.wegweiser-demenz.de/familiaere-pflege.html