Trotz Fortschritt musste die HIV-Forschung erst kürzlich wieder einen herben Rückschlag einstecken.

Fortschritte in der Aids-Therapie haben HIV-Infektionen den Schrecken genommen. Eine Heilung ist aber nicht in Sicht. Bei TB gibt es dagegen einen vielversprechenden Ansatz.

Eine komplette Heilung ist bei einer HIV-Infektion auch 30 Jahre nach der Entdeckung des Virus nicht in Sicht. Das hat der Aids-Experte Professor Steven Deeks von der Universität von Kalifornien am Montag auf der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne betont. Dagegen wurden Resultate einer neuen Tuberkulose-Therapie vorgestellt, die die Behandlung der vielen an TB erkrankten HIV-Infizierten stark verbessern könnte.

Eine permanente Elimination von HI-Viren bei Infizierten scheitert bislang daran, dass die Erreger versteckt in Körper-Reservoiren jahrelang schlummern können. In welchen Zellen genau, ist nicht bekannt. Forscher um den Virologen James Whitney von der Harvard Medical School in Boston zeigten in einer Studie, dass HIV-ähnliche Viren bei Affen solche Reservoire sehr schnell nach einer Infektion anlegen.

Das ist offenbar auch beim sogenannten Mississippi-Baby der Fall. Das Kind galt als funktionell geheilt, bevor 27 Monate nach Ende der Medikamententherapie plötzlich doch wieder HI-Viren im Blut festgestellt wurden. Auch Rückschläge brächten die Forschung entscheidend voran, sagt US-Virologin Deborah Persaud dazu, die das Kind behandelt hat.

Im Kampf gegen Tuberkulose haben Forscher der gemeinnützigen TB Alliance aber einen möglichen Fortschritt verkündet: Mit einem neuen Medikamentencocktail seien in einer ersten kleinen Studie sehr gute Ergebnisse erreicht worden, vor allem bei Patienten, deren Erreger gegen viele Medikamente schon resistent waren. „Wir haben die Behandlung dieser Patienten von zwei Jahren auf etwa vier Monate reduziert, die Kosten sind 90 Prozent geringer und die Heilungsrate stieg von 50 auf 90 Prozent“, sagt TBAlliance-Präsident Mel Spigelman.

TB ist eine häufige Komplikation bei HIV-Infektion. Bei 20 Prozent der Aids-Kranken ist Tuberkulose die Todesursache. Zwei Milliarden Menschen weltweit sind nach Angaben von Spigelman mit Tuberkuloseerregern infiziert, wobei nur ein geringer Teil der Infektionen sofort zu einer Erkrankung führt. Etwa 1,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr daran.

Nach Angaben von Spigelman ist eine größere Studie mit dem neuen Cocktail in Vorbereitung. Bei ähnlich guten Ergebnissen werde die erste neue Tuberkulose-Behandlung seit 50 Jahren anschließend weltweit zugänglich gemacht. Die sogenannte PaMZ-Kombination umfasst nach Angaben der TB-Allianz die experimentelle Substanz PA-824 (ein Nitroimidazol) sowie Moxifloxacin und Pyrazinamid. (Ärzte Zeitung)