Blutdrucktabletten, Lipidsenker, Plättchenhemmer – das ist Standard nach Schlaganfall. Doch es gibt Änderungen bei Zielwerten wie bei empfohlenen Medikamenten. Dazu kommen wirksame nicht medikamentöse Therapien, die unbedingt zur Sekundärprävention dazu gehören sollten.

Kästchen einer Checkliste werden abgehakt

Mit Acetylsalicylsäure (ASS), Blutdrucksenker, Statin, körperlicher Aktivität und veränderten Essgewohnheiten ließen sich 80% aller erneuten Schlaganfälle nach einem ersten Ereignis verhindern, so eine kürzlich veröffentlichte Übersichtsarbeit. Prof. Dr. Gerhard Hamann, Leiter der Klinik für Neurologie in Günzburg, machte daraus 6 Punkte, die ein „Muss“ in der Sekundärprävention darstellen und teilweise erst kürzlich Änderungen erfahren haben:

1. Muss: Blutdruck einstellen

Nach einem Schlaganfall sollte der Blutdruck erst allmählich gesenkt werden. Die Wahl der Antihypertensiva sollte die Komorbiditäten berücksichtigen. Die Kombination von ACE-Hemmer bzw. AT1-Blocker mit Kalziumkanalblocker oder Diuretikum kann günstig sein, weil letztere auch die Herzratenvariabilität günstig beeinflussen. „Betablocker wurden abgewertet zum Reservemedikament“, ergänzte Hamann mit Blick auf neue Hypertonieleitlinien, die auch die Zielwerte der Blutdrucksenkung gelockert haben: Es gilt ein Zielblutdruck von 150/90 mmHg in einem Alter von über 60 Jahren, bei jüngeren Patienten 140/90 mmHg.

2. Muss: Statin

Jeder Patient mit einem Schlaganfall sollte ein Statin erhalten, erläuterte Hamann weiter. Nach den aktuellen US-amerikanischen Leitlinien kann die Therapie bei über 75 Jahre alten Patienten oder solchen mit Statininteraktionen mit 40 mg Simvastatin erfolgen. Alle anderen sollten eine Hochdosistherapie mit 80 mg Atrovastatin erhalten. Eine Kontrolle des LDL-Siegels ist unnötig: „Es gibt keinen Zielwert mehr“, sagte Hammann und nannte die Veränderungen im Bereich der Lipidkontrolle als „revolutionär.

3. Muss: Thrombozytenhemmer

Jeder Patient mit einem Schlaganfall, der keine Indikation für eine Antikoagulation hat, sollte einen Thrombozytenhemmer erhalten. „Bei intrakraniellen Stenosen ist der Neurologe mit einer intensiven medizinischen Therapie so effektiv wie der Stent“, ergänzte Homann: In der SAMMPRIS-Studie holte die mit Stent versorgte Patientengruppe den mit dem Eingriff verbundene Ereignisrate gegenüber der konservativ therapierten Gruppe nie wieder auf. „Diese Studie hat unser Weltbild verändert“, so Homann. Bei Hochrisikogruppen wie Patienten mit intrakraniellem Stent werde eine aggressive medizinische Therapie mit dualer Plättchenhemmung und 80 mg Atorvastatin empfohlen, ergänzte er.

4. Muss: Antikagulation bei VHF

Alle Schlaganfallpatienten mit Vorhofflimmern (VHF) sollten antikoaguliert und nicht mit Plättchenhemmern behandelt werden. Die Wahl des Antikoagulans richtet sich unter anderem nach den Komorbiditäten und den klinischen Charakteristika des Patienten. Eine neue Metaanalyse unter Einschluss des noch nicht zugelassenen neuen oralen Antikoagulans (NOAC) Edoxaban zeigte, dass bei VHF praktisch alle Patienten mit VHF von NOACs profitieren bei gegenüber Vitamin-K-Antagonisten deutlich reduzierter intrakranieller Blutungsrate.

5. Muss: Karotisoperation

Über 70%ige symptomatische Karotisstenosen sollten bei über 70-Jährigen operiert werden, erläuterte Hamman weiter, bei unter 70-Jährigen kann operiert oder gestentet werden. Vorteile scheinen Stents bei Frauen, bei Patienten mit kontralateralen Verschlüssen und solchen mit Restenosen zu haben. Asymptomatische Stenosen sollten nur bei Progression operiert werden.

6. Muss: Lebensstilinterventionen

Gar nicht oft genug kann auch in der Sekundärprävention empfohlen werden, das Rauchen zu beenden – gegebenenfalls mit medizinischer Unterstützung –, den Alkoholkonsum einzuschränken und eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Magermilchprodukten und Vollkornprodukten ohne allzuviel gesättigte Fette und Salz anzustreben.

Empfohlen wird außerdem auch für Patienten mit deutlichen Einschränkungen eine regelmäßige körperliche Aktivität an 4 bis 7 Tagen in der Woche. „Da brauchen Sie häufig einen Physiotherapeuten oder Sportmediziner“, sagte Hamann und verwies auf spezielle Programme und Geräte nach Schlaganfall. „Wenn der Patienten jeden Tag mit seinem Bettfahrrad fährt, ist das zudem auch ein deutlicher Gewinn an Lebensqualität“, betonte er.