Unlust hinterfragen
Für Frauen oft eine Bedingung für ein erfülltes Sexualleben: Intimität.
Ein erfülltes Sexualleben bis ins hohe Alter? Das wünschen sich viele, doch umsetzen können es nur wenige. Woran es hapert, unterscheidet sich für Männer und Frauen deutlich.
Mit 60 Jahren sagen immer noch 46% der Männer, Sexualität sei für ihre Beziehung wichtig, gleichaltrige Frauen meinen das nur zu 24%, zitierte Anneliese Schwenkhagen, Hamburg, eine eigene Untersuchung. Sex spielt keine Rolle mehr, sagen 32% der 60-jährigen Frauen, während nur 9% der Männer das so sehen. In beiden Geschlechtern lassen sich sexuelle Probleme ausmachen, die als belastend empfunden werden, die sich aber unterscheiden: Frauen geben am häufigsten Libido- und Orgasmusprobleme an, bei Männern führen Erektile Dysfunktion oder Ejaculatio praecox. Frauen haben eher einmal Schmerzen beim Sex als Männer, empfinden häufiger keine Spaß dabei, dafür kämpfen Männer eher mit Versagensängsten. Am Ende neigen beide Geschlechter dazu, den Sex einfach zu vermeiden.
Die Wechseljahre erklären die Probleme der Frauen nicht alleine, auch das Alter mit der höheren Morbidität nicht, glaubt Schwenkhagen. Fragt man Frauen, warum sie Sex haben, stehen der Ausdruck von Liebe und Zuneigung und das Erleben körperlicher oder emotionaler Nähe an oberster Stelle. „Frauen brauchen die Nähe, die Intimität“.
Wenn sie das nicht bekommen, kann das ein wesentlicher Faktor für den Rückzug vom Sex sein. Eine australische Studie fand heraus, dass Beziehungsfaktoren bei einer abnehmenden Libido wichtiger sind als Alter und Menopausenstatus [Hayes R et al. J Sex Med 2008; 5: 1681-93]. Extreme Wechseljahresbeschwerden können die Lust auf die Lust sicher beeinträchtigen, aber „Hormone werden das Problem allgemein nicht lösen“, sagt Schwenkhagen. Da hilft nur Reden — im Arzt-Patienten-Gespräch und in der Partnerschaft. Quelle: gynäkologie + geburtshilfe